Irene Rodrian – Meines Bruders Mörderin

Hier mal ein Buch, von dem ich (warum auch immer) mir wesentlich mehr erhofft hatte. Meines Bruders Mörderin ist der erste Roman einer Reihe der Autorin Irene Rodrian, die sich um ein aus fünf Frauen bestehendes Detektivbüro drehen. Im ersten Roman finden sich die Frauen und gründen zum Ende hin diese Detektei. Vielleicht liegt es daran, dass ich ein Mann bin, aber ich konnte mich weder für die Protagonistinnen begeistern noch für die Geschichte, die Rodrian hier gesponnen hat.

Vieles liegt vermutlich daran, dass mir das Handeln der Romanfiguren nicht glaubhaft erschien und für mich nicht mit Leben gefüllt wurden. Das schließt sowohl Hauptpersonen als auch Nebenfiguren mit ein. Bis auf den Künstler scheinen alle Männer frauenfeindlich oder selbstsüchtig zu sein. Der Taschendiebin Barbara wird Angst und Bange in der Gegenwart des späteren ersten Opfers des Romans, geht aber trotzdem völlig naiv und frohen Mutes mit ihm in seine Autogarage? Drei sich nahezu fremde Frauen befinden sich quasi geschockt im Krankenhaus und gehen dann gemeinsam zu einer von ihnen zum Essen und “über den Fall quatschen”? (Es wird übrigens sehr viel gekocht und gegessen im Roman.) Eine Mörderin kann sich ohne Probleme in ein Gefängnis einschleusen ohne das dies jemand merkt? Die Fähigkeiten der Handelnden erschließt sich mir einfach nicht und die dargestellte Dummheit und Geltungssucht der Polizeibeamten erst recht nicht.

Und dann ist da noch die Sache mit der Zitrone. Ja, die Straße zur Wohnung der Kommissarin Pia heißt wohl Llimona. Aber eine Britin, wie die Reporterin Janet wohl ist, würde niemals dem Namen “Zitronen” für eine Detektei zustimmen. Das wäre so, als würde man sich in Deutschland als Banane oder Gurke bezeichnen. Ob man einer Agentur mit solchem Namen vertrauen würde?

Insgesamt liest sich der Roman wie ein Jugendbuch, allerdings mit vorgeblich Erwachsenen als Protagonisten. Er erinnert mich ein wenig an Die drei Fragezeichen oder Die fünf Freunde, nur nicht so logisch und spannend geschrieben. Für mich vertane Zeit.

schulz