Nané Lénard – SchattenHaut

Einen Debütroman zu lesen ist immer ein zweischneidiges Schwert. Zum Einen kann man davon ausgehen, dass die Autorin oder der Autor noch nicht wirklich zu seiner Blüte gefunden hat, zum Anderen bildet man sich natürlich schon ein Urteil über mögliche Folgeromane. Schließlich hat auch der Verlag den Roman ja nicht ohne Hintergrundwissen und Potentialvermutung veröffentlicht. Mit SchattenHaut hat eben ein solches Debüt den Weg auf meinen Nachttisch gefunden. Der Roman von Nané Lénard ist der erste einer (bereits in drei weiteren Veröffentlichungen gemündeten) Reihe von Weserberglandkrimis mit dem Kommissar Wolf Hetzer. Und da ich Serien gerne von vorne lese, musste es natürlich der erste der Reihe sein.

Der Roman dreht sich im kriminalistischen Kern um einen Mörder, der nicht einfach Leute umbringt, sondern die Opfer auf perfide Art und Weise verstümmelt. Wolf Hetzer und sein Kollege Peter Kruse ermitteln, wobei hier schon ein wenig das Problem anfängt. Außer der Feststellung der jeweiligen Todesumstände und Untersuchungserkenntnisse durch die leicht durchgeknallte Pathologin Mica, beschränken sich die Ermittlungstätigkeiten auf ein paar Interviews mit Verwandten bzw. Bekannten der Opfer. Bei letzteren kommen mir die Kommissare zudem noch extrem unsympathisch vor, was den Umgang mit den Leidtragenden angeht. Und leider konnte ich mich auch auf keinem der Protagonisten richtig einlassen, waren sie mir von der Motivation her zu fremd und charakterlich eher dünn beschrieben. Der Großteil des Romans erzählt dann auch eher von Wolfs Privatleben, ohne jedoch richtig darauf einzugehen, immer wieder mit der Referenz auf “Sie”, seine verstorbene Lebensgefährtin. Und, ehrlich gesagt, löste sich der Fall eigentlich eher auf Betreiben des Täters und siner expliziten Hinweise, als durch gut betriebene Polizeiarbeit.

Vielleicht liegt meine Ambivalenz zu diesem Roman auch in der Schreibe verborgen. Gleich von Anfang an erinnerte mich der Stil eher an eine Erzählung als an einen Roman. Ich sah förmlich einen Typen am Stehpult mit sonorer Stimme die Geschichte vorlesen. Dabei fielen mir auch die oftmals unerwarteten Perspektivwechsel auf, die ab und an mitten in einem Absatz zwischen den Handelnden hin und her pendelten. Im Gegensatz zur recht jugendlich wirkenden Sprache des Romans sind die Beschreibungen an vielen Stellen nicht wirklich jugendfrei. Eine ungewöhnliche Mischung von Stil und Inhalt.

Der Aufbau und Handlungsstrang der Story an sich gefiel mir recht gut. Allerdings konnte ich keine Andeutungen finden, die mir ein “mitraten” ermöglichten, bis einem gegen Ende dicke Hinweisschilder quasi ins Gesicht geworfen wurden. Auch der Spannungsbogen hielt sich in Grenzen. Zu keiner Zeit erschien ungewiss, was mit den Personen passieren würde, weder den Ermittlern noch den Opfern. Schade eigentlich. Vielleicht gibt es ja ein zweites Mal.

schulz